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Experiment Tiergarten

Ausstellungseröffnung am 21.11.2021 in der Galerie Udo Würtenberger

Einführung

Ich freue mich sehr, heute die einführenden Worte zu dieser Ausstellung sprechen zu können.
Denn es ist mir ein Anliegen, damit den vielschichtigen Schaffensprozess zu würdigen, den über viele Jahre die Malenden unter Anleitung der Künstlerin, Kunstpädagogin und Kunsttherapeutin Salome Haettenschweiler wie einen kostbaren Teppich gewebt haben.

Ich habe Salome und ihre Arbeit im Malraum, im „Experiment Tiergarten“, kennengelernt im Rahmen meiner Arbeit als Psychologische Psychotherapeutin in der Erziehungs- und Familienberatungsstelle des Bezirksamts Mitte Uns hat ein gemeinsames Ziel verbunden, nämlich Kinder und Jugendliche darin zu unterstützen, ihr Zutrauen zu den eigenen Fähigkeiten zu entdecken oder wiederzufinden. Dann wenn ihr Selbstvertrauen erschüttert worden ist, wollen wir sie in ihrer Entwicklung zu eigenständigen, einzigartigen Persönlichkeiten ermutigen.

Als ich Salome zum ersten Mal in ihrem Malraum besuchte, musste ich – wie die Kinder und Jugendlichen, die zu ihr kommen – erst einmal den etwas verschlungenen Weg durch das alte, eher karge Gebäude in der Turmstrasse finden. Doch schon beim ersten Eintreten in den Malraum erfasste mich die Ahnung eines besonderen Raumes: nämlich eines Raumes der Weite und des Entstehenlassens und gleichzeitig der Verdichtung und Konzentration.

Während mir Salome ihre Arbeitsweise erläuterte, beeindruckte mich ihre Präsens, ihre Ernsthaftigkeit und ihr Respekt gegenüber dem immer wieder einmaligen Schaffensprozess. All das hinterließ in mir die Gewissheit, dass die jungen Menschen hier bei ihr gut aufgehoben sind – geschützt, gehalten, gefördert aber auch in fruchtbarer Weise gefordert.

Wir sehen ja heute hier in den ausgestellten Bildern und Objekten auf das verdichtete Ende, das Ergebnis eines Findungsprozesses, einer abenteuerlichen Entdeckungsreise.

Ich möchte hier einen Moment mit Ihnen innehalten und zurückschauen auf den Prozess und die Etappen, die die Malenden zurückgelegt haben mögen. (Und ich erinnere daran, die Altersspanne der Malenden geht vom Vorschulalter bis zu jungen Erwachsenen.)
Wie ungewohnt, vielleicht auch beunruhigend mag es für sie sein, hier kein Thema vorgegeben zu bekommen, sondern dazu aufgerufen zu sein, ihr ureigenes Anliegen, ihre eigene Auswahl an Material und Ausdrucksform und ihr eigenes Tempo zu entdecken.
Welch aufregende Einladung - oder welche beängstigende Freiheit mögen sie angesichts der leeren Leinwand erleben?

Wie werden die Malenden dabei begleitet, habe ich Salome gefragt.
„Malen ist Denken in Bildern, am Rande der Sprache.“ Dieses Zitat eines Malerkollegen hängt deutlich sichtbar im Raum und wird zu einem wichtigen Leitmotiv.

„Malen – Weggehen – Gucken.“ Und ganz wichtig: Sprechen über die Bilder.

Bei diesen Bewegungen zwischen den Ebenen ist Salome einfühlsame und manchmal auch strenge Wegbegleiterin.

„Malen ist hier ein sportliches Geschäft“, sagt sie.
Alle malen im Stehen. Die Energie des ganzen Körpers geht in den Pinsel oder Stift. Salome nennt es: „Kopf – Herz – Seele – Handarbeit“.

Über die Bilder führt der Weg zu den Worten, zum Bewusstsein. Den entstandenen Bildern wird „Guten Tag“ gesagt. Gemeinsam wird hingeschaut und werden die Bilder beschrieben, nicht bewertet. Darauf besteht Salome.
„Hat das Bild vielleicht einen Namen? – oder nicht?“

„Die Arbeit hier ist eine Übung im Alltäglichen, auch im Mühsamen“, erläutert Salome. Dranbleiben, auch wenn es schwer fällt. Sich konzentrieren. Verlässlich wiederkommen. Etwas verwerfen können und wieder neu beginnen. Worte finden, auch wenn sie nicht leicht herauskommen. Und: die Freude spüren, eine Hürde genommen zu haben.

Die Malenden bekommen bis zur folgenden Sitzung eine Woche später die Hausaufgabe, einmal am Tag an die Bilder zu denken. Beim nächsten Mal wird gesprochen, welchen Schritt sie weiter gehen wollen.

Salome ermutigt die Malenden durchzuhalten und weiterzumachen, auch wenn sie denken, es ist genug auf dem Bild. Wie merkst du denn, ob sie noch einen Schritt weitergehen können? „Ich guck auf die Augen, ob sie wach sind“, ist Salomes feine Antwort.

Die Malenden erhalten von ihr hilfreiche Anstöße im Umgang mit der Form, etwa:
„auszuprobieren wie der kleinste Punkt das ganze Bild verändert“.
Oder Anregungen zum Einsatz von verschiedenen Materialien oder Anregungen zum Experimentieren mit der Dynamik von Farben.
Sie begegnet den Malenden mit Vorsicht und Respekt, lässt sie ihren eigenen Weg gehen.
„Zu lassen, immer wieder zu lassen“ ist für Salome bei all ihrem Tun essentiell.

Ich erspüre, dass Salome sich durch ihre eigene Arbeit als Künstlerin ganz tief und existentiell mit dem Prozess des Suchens verbunden fühlt, dem Suchen nach dem eigenen wahrhaftigen Ausdruck, so lange bis es stimmt. Ich glaube, dass die Malenden ihr auch dadurch auf besonders tiefe Art vertrauen können, wenn sie von ihr über Klippen hinüberbegleitet werden.

Hier möchte ich mit den Worten enden. Das kostbare Gewebe soll nun gleich zum Betrachten ausgerollt werden.
Lassen Sie uns die Freude über das Geschaffene und Geschaffte mit den jungen Malerinnen und Malern teilen.

Claudia Kipp-Cötok

  • Salome Haettenschweiler
    Tel.: +49-152-53 02 28 91
     
  • © Salome Haettenschweiler

     
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